Eine lange und beschwerliche Reise

Bianca und Alfred Preuß sind Mitglieder der Lebensgemeinschaft, die mit uns Steyler Missionsschwestern unterwegs ist, und verbringen viel Zeit im Jahr auf Mallorca. In ihrem Weihnachtstext erzählen sie, warum sie die Symbolik der Sterndeuter als Suchende als besonders bereichernd empfinden.

„Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem“, so lautet in der Einheitsübersetzung das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 2, Satz 1.


Keine drei, keine Könige! Aber Weise, die in Babylon sehr sorgsam den Lauf der Sterne beobachteten, um daraus schicksalhafte Verbindungen und Auswirkungen auf das Leben unseres Planeten abzuleiten. Eine besondere Konstellation der Planeten Jupiter (dem seinerzeitigen Königsstern) und Saturn (dem Stern der Juden) schien sie zu einem Aufbruch ins Ungewisse bewogen zu haben. Erst nach einem beschwerlichen Weg von 1.000 Kilometern, nach mindestens einem Irrweg in den Palast des Klientelkönigs Herodes, der Angst um seine Position hatte, und nach vielen ungeklärten Fragen kamen sie ans Ziel. Sie sind damit uns sinnsuchenden Menschen viel ähnlicher als z.B. die Hirten auf den Feldern von Betlehem, denen ein Engel sagt: Geht ins nächste Dorf, da werdet ihr Jesus finden. Wir sind Suchende. Unser Leben lang unterwegs. Fragende, Wandernde, Unsichere.

Täglich strömen negative Nachrichten und Ereignisse auf uns ein, sowohl globale wie schreckliche Kriegsgeschehen, Terror, Machtmissbrauch, Armutsnot oder Klimakatastrophen als auch persönliche wie Krankheit, Verlust geliebter Menschen, finanzielle Existenzbedrohungen oder Beziehungskrisen. Wir suchen auch hier, mal mit mehr, mal mit weniger Einsatz und Anstrengung nach einem Lichtblick, nach Lösungen, nach einem Weg und Ort, mit und an dem wir das finden, was wir suchen.

Dabei inspiriert uns (Alfred und mich) das Bild von Weihnachten, das wir in einer Kirche im Nordosten der Insel Mallorca jedes Jahr live miterleben und mitfeiern dürfen. Eine Kirche unter freiem Himmel, ohne Dach, die auch nach 25 Jahren Bauzeit nicht vollendet wurde! Enthält dies nicht auch eine Symbolik von der Suche nach einer Herberge von Maria und Josef, vom 2000jährigem Christentum auf seiner Suche in veränderten Zeiten? Der Aufbruch ist Jesus in die Wiege gelegt! Nicht nur in Betlehem kann er nicht bleiben. Eine Bleibe findet man nicht dadurch, dass alles so bleibt, wie es ist. Zur Heimat des Menschen gehört, dass er im Aufbruch lebt.

Mallorca gehört zu Spanien, wo es üblich ist, Weihnachten erst am Festtag der Heiligen Drei Könige zu begehen. In der Kirche (ohne Dach) sind Stationen aufgebaut, die den beschwerlichen Weg der Könige symbolisieren. Hieran entlang gehen die Besucher, in ihrem Tempo, in ihrer Art und Weise, in stiller Einkehr, mit innerem Gebet oder einem kleinen Austausch mit den „Hirten“ und „Bauern“. Im Hintergrund singt ein Engelchor aus Kindern und Erwachsenen.

Die Drei Könige sind Suchende, wie wir auch. Gleichzeitig sind sie Gebende, bringen ihre Geschenke an die Krippe. Hier auf Mallorca sitzt mittig in der Kirche – als Ziel der Stationen – ein (echtes!) Ehepaar mit ihrem neugeborenen Kind. Jeder der zu ihnen geht, legt sein Geschenk vor ihnen ab. Eine wunderbare Symbolik von Teilen, Wertschätzung und Solidarität.
Weihnachten machen wir Christen uns auf den Weg zur Krippe Jesu. Wir erhoffen uns, in und durch IHN etwas Er-Lösendes für unser Leben zu finden. Gleichzeitig sind wir bereit zu geben, ein Geschenk von uns an Jesus: All das, wie wir qua Person unseren Glauben leben.

Interessant ist, dass uns der Missionsbegriff der Steyler Missionsschwestern in diesem Weihnachtssinne begegnet. Sr. Anna Damas schreibt in einem Pfingsttext zum Jahr 2023 – diesen hatte unsere Lebensgemeinschaft als Grundlage zu einem geistlichen Austausch untereinander bei unserem letzten Treffen im November in Laupheim – dass sich missionarisches Handeln auch als Suche verstehen lässt. Sr. Anna Damas nennt in diesem Zusammenhang den inspirierenden Begriff: „Mission als GottesSuchLeidenschaft“. Er impliziert die Entscheidung für den (missionarischen) Weg, mit Leidenschaft Gott im Anderen, im Fremden und Unbekannten zu suchen. Dies setzt voraus, dass ich über das Vertraute hinausgehe, auf den Fremden und das Fremde schaue, auf Gott hin, der sich mir auf unerwartete Weise offenbart (vgl. ebd.).

Genau dies tun die Drei Heiligen Könige. Sie machen sich als Missionare auf den Weg in die Fremde, bereit, das Vertraute zu verlassen und sich einzulassen auf die Fremde und „den Anderen“. Zugleich bringen sie als Gabe und Geschenk sich selbst mit, mit all dem, was sie mitnehmen können und wollen.

Was sucht ihr auf dem Weg zur Krippe und was seid ihr bereit zu geben? Kann euch das Weihnachtsfest der Auftakt sein für das Leben und Füllen einer missionarischen GottesSuchLeidenschaft?
Alles Liebe, frohe, gesegnete Weihnachten!

Bianca und Alfred

Seit fast 35 Jahren, mit dem ersten Kennenlernen der Schwestern im Wimberner Krankenhaus, bin ich persönlich, spirituell, in gemeinsamen Projekten und Freundschaften mit den Steyler Missionschwestern verbunden. Mein Mann Alfred und ich sind Mitglied und Teil der Lebensgemeinschaft mit den Steyler Missionschwestern VCcSSpS.